Kärnten 2014

Bildung und Architektur: Sanierung Volksschule Gnesau

Kärnten ist ein waldreiches Land. Über 60 Prozent ist mit Wald bewachsen, dessen Vorrat an Holz sich ständig vermehrt. Holz als natürlichen Baustoff gestalterisch anspruchsvoll zu verwenden wird am Beispiel der Volksschule Gnesau im Oberen Gurktal gezeigt. Erstmals kam für die Sanierung eines öffentlichen Gebäudes vorwiegend heimisches „Nockholz" -- ein Hochlagenholz aus der Region Nockberge -- zum Einsatz. Die vier Holzklassen in Fichte, Lärche, Tanne und Zirbe sorgen für wohnliche Atmosphäre und ideales Lernklima bis ins Detail.

Bauten für die Gesundheit: Klinikum Kärnten

Wohlbefinden, Gesundheit und Leistungsfähigkeit werden wesentlich von unseren gebauten Räumen beeinflusst. Im EU-weiten Architekturwettbewerb für ein neues Klinikum in Klagenfurt wurde eine flache dreigeschossige Kammstruktur zum Siegerprojekt auserkoren, die trotz längerer Versorgungswege das Wohlbefinden der Patienten in den Mittelpunkt der Planung stellt. Alle Patientenzimmer haben Ausblick auf begrünte Innenhöfe, die Baukörper gliedern sich in die Umgebung ein. Nach intensiver enger Zusammenarbeit der Ziviltechniker unterschiedlichster Fachbereiche - Architektur, Statik, Bodenmechanik, Wasserwirtschaft, Haustechnik, Landschaftsplanung, Bauaufsicht und vieles mehr - gemeinsam mit dem Betreiber und dem Projektmanagement wurde das Klinikum Klagenfurt als drittgrößtes Krankenhaus Österreichs termin- und kostengerecht 2011 eröffnet.

Raumplanung: Ortskernrevitalisierung Oberdrauburg

Die Marktgemeinde Oberdrauburg liegt im Westen von Kärnten an der Grenze zu Osttirol. Trotz der Randlage gilt der historische Ortskern als Musterbeispiel für gelungene Ortsentwicklung. Während viele Ortskerne veröden, arbeiten hier seit mehr als 35 Jahren Gemeindeverantwortliche und Bürgerinnen und Bürger wirksam daran, das historische Zentrum zu erhalten. Ob Rathaus, Museum, Geschäftslokale oder Privathäuser, beständig konnten die stattlichen Bürgerhäuser aus dem 16. bis 19. Jahrhundert revitalisiert und 2013 der Marktplatz neu gestaltet werden. Durch das Zusammenwirken von Ziviltechnikern unterschiedlichster Bereiche mit den Bewohnern konnten Leerstände wieder gefüllt und das Ortsbild weiterentwickelt werden.

Wohnbauinitiative: Holzgeschoßbau in Feldkirchen

Mit dem mehrgeschoßigen Holzwohnbau wurde in Kärnten im Zuge der Veranstaltungsreihe „Neue Wege im Wohnbau“ in den 90-er Jahren begonnen. Referenzprojekte aus anderen Bundesländern waren der Anlass für die Politik gemeinsam mit dem ArchitekturHaus Kärnten diese Wohnbauinitiative zu starten. Es folgten zahlreiche Architekturwettbewerbe, die Wohnräume mit besonders hochwertiger Wohnqualität für die Nutzer schafften. Die zunehmenden bautechnischen Anforderungen in Bezug auf Bauphysik, Haustechnik, Brandschutz und Statik verteuerten jedoch das Wohnen im allgemeinen stetig, sodass nun eine Reduktion und Entrümpelung des Normenwesens seitens der Bauherren gefordert wird, um auch künftig qualitativ hochwertigen Wohnbau realisierbar zu machen.

Bauen im Bestand: neue Aufgaben für alte Stadel

Große Stadel mit Ziegelfenstern sind für die Beckenlagen Kärntens typisch. Sie zu renovieren ist keine einfache, aber eine lohnende Aufgabe. In Maria Rojach im Lavanttal wurde im Ortszentrum der Pfarrstadel, der 30 Jahre lang leer stand, mit viel Eigeninitiative und Fachwissen in einen Kulturstadel umgebaut. Sein Herz ist der große flexible Veranstaltungsraum, der in drei Größen unterteilt werden kann und nun Heim aller Vereine ist. Und in Oberburg nahe dem Klopeiner See baute der neue Besitzer den Stadel seines bäuerlichen Anwesens zu einem internationalen Tanzzentrum aus. Statt der Abrissbirne kamen hier ebenfalls Architekt und Statiker maßgeblich zum Einsatz.

Ingenieurbau/öffentlicher Verkehr: Koralmbahn

Die Koralmbahn ist das größte laufende Bahnprojekt im Südosten Österreichs. Sie wird als 130 km lange Hochleistungsstrecke bis 2023 neu errichtet und verkürzt die Fahrtzeit von Klagenfurt nach Graz auf eine Stunde. Mit diesen Bauarbeiten wird nicht nur in Österreich in den öffentlichen Verkehr investiert, sondern auch international für eine übergeordnete Achse von der Ostsee bis zum Mittelmeer. Nach Fixierung des Streckenverlaufs 2005 per Verordnung begann die eigentliche Trassenlegung – eine besondere Herausforderung aufgrund der komplexen naturräumlichen und örtlichen Gegebenheiten. In einzelne Trassenabschnitte geteilt, geben eine Vermessungsingenieurin sowie ein Streckenplaner stellvertretend für die vielen beteiligten Ziviltechnikerbüros aus den Bereichen Architektur, Bauwesen, Projektmanagement, Umweltschutz, Geologie, Vermessung, Kulturtechnik und Wasserwirtschaft Einblick in ihre komplexen Planungstätigkeiten.

Industriebau: Ingenieurkunst im Kleinkraftwerk

Das Bundesland Kärnten deckt einen erheblichen Teil des Energiebedarfs aus Wasserkraft ab. Dazu tragen zahlreiche Wasserkraftwerke bei, von den Großkraftwerken bis zu den Kleinstanlagen. Energiegewinnung, Umweltschutz sowie die Eingliederung in die Landschaft sind die Herausforderungen für diese Bauaufgaben. Dass auch bei privaten Kleinanlagen Ingenieurkunst gefragt ist, wird beim Kraftwerk am Loiblbach deutlich. Sein Ausbau weist etwa die zehnfache Leistung der historischen Vorgängeranlagen auf und kann bis zu 400 Haushalte versorgen. Die vorausschauende Investition einer seit Jahrzehnten der Energieautarkie verschriebenen Familie versorgt das altbekannte Gasthaus Deutscher Peter an der Loiblpass-Straße mit Strom. Und im Lavanttal wird demnächst das Kleinkraftwerk des Himmelberger Zeughammerwerks bei Frantschach - bereichert um eine Fischaufstiegshilfe - erneuert.

Qualitätsverfahren für die Vergabe: Architekturwettbewerbe

Welchen Nutzen hat die Allgemeinheit, wenn Architekturwettbewerbe durchgeführt werden? Was bringen Qualitätsverfahren? Anhand eines realisierten Siegerprojektes für ein Seniorenwohnheim werden der Mehrwert und die vorbildlichen räumlichen und funktionalen Qualitäten gezeigt, die durch ein solches Verfahren erzielt werden können. Fünfzig Betten in Einzel- und Doppelzimmern und intelligent angelegte Gemeinschaftsbereiche wie Atrium oder Speisesaal wurden errichtet, ebenso konnte ein Kindergarten integriert werden. Architektinnen und Architekten stellen mit großem persönlichen Engagement ihre Planungserfahrung zur Verfügung und leisten einen wesentlichen Beitrag zur Baukultur. Da es zuletzt kaum Qualitätsverfahren dieser Art in Kärnten gab, setzt sich die Kammer der Ziviltechniker:innen gemeinsam mit Behörden und Politik dafür ein, dass wieder vermehrt Architekturwettbewerbe im Sinne einer fairen Auftragsvergabe und zur Qualitätssicherung durchgeführt werden.

Aufbauende Baukultur - Kärntner Landesbaupreis 2014

Der Kärntner Landesbaupreis zeichnet besondere Leistungen der Baukultur aus. Prämiert werden alljährlich Bauwerke aus dem Bereich der Architektur, Denkmal- und Ortsbildpflege sowie der Altstadt- und Objektsanierung. Auch hervorragende Ingenieurbauten oder Erfolge im Bereich des Städtebaues können eingereicht werden. 2014 konnten zwei Hauptpreise vergeben werden – für das Badehaus am Aichwaldsee nahe Finkenstein und die Ballspielhalle St. Martin in Villach – sowie eine Anerkennung für das neu gestaltete Museum Schatzkammer Gurk. Durch die Preisverleihung soll die Baukultur im Land kontinuierlich angehoben und in der Öffentlichkeit bewusst gemacht werden.